Traditionelle Kunst verschwindet immer mehr und mehr aus dem öffentlichen Bewusstsein. Aber wie wirkt sich dies aus und hat die Traditionelle Kunst überhaupt noch eine Zukunft? Genau zu diesen Fragen, teilt heut Elena, eine traditionelle Künstlerin, ihre Gedanken mit uns.
Wie noch nie zuvor haben wir heutzutage unzählige Möglichkeiten uns künstlerisch auszuleben. Die Zeiten wo uns einzig Pinsel und Leinwand zur Verfügung standen und man sich die Farbe selbst angemischt hat sind längst vorbei. Es ist gar nicht mehr notwendig sich aus den drei Grundfarben alle anderen Farben zu mischen und das Gefühl dafür zu haben. Man findet sogar einige Künstler, die weder die Grundfarben benennen können, noch alle Farben auf der Palette ohne groß zu überlegen mischen können. Denn es ist nicht notwendig- kaum ein Malkasten besteht aus weniger als zwanzig verschiedenen Farben.

Bedeutung einer Blume
Kaum vorstellbar, dass ein großer Künstler, Johann Wolfgang von Goethe eine mehrteilige Bücherreihe über die Farbenlehre schrieb, und den schier unzähligen Misch- Möglichkeiten der drei Grundfarben sogar mehrere Kapitel widmete, wenn man sich heute Farbpaletten mit unzähligen fertigen Farbnuancen ansieht.
Und auch das braucht man kaum noch. Die digitale Kunst hat inzwischen schon einen ebenso großen Wert, wenn nicht in manchmal sogar schon einen größeren. Weder Firmenlogos, Profil- Avatare, Grußkarten, noch Kinderbuch- Illustrationen werden noch per Hand gezeichnet. Eine Tatsache die ich sehr bedaure. Nicht weil ich die digitale Kunst nicht schätze- denn das tue ich. Doch wie ein handgeschriebener Brief immer etwas besonderes gegenüber gedruckter Zeilen sein wird, genauso hat auch ein handgemaltes Bild am Ende für mich immer etwas mehr Persönlichkeit.
Hat dann die klassische Kunst trotzdem noch ihren Stellenwert?
Ja, und meiner Meinung nach wird sie das auch immer- zumindestens hoffe ich das sehr. Die Arbeit mit dem Pinsel, der Kohle oder dem Stift ist nicht nur Kunst, gleichzeitig auch Handwerk. Und das will gelernt und geübt sein. Mit jedem Bild wächst man Stück für Stück über sich hinaus und steckt unweigerlich auch eine Portion von den eigenen Gedanken, dem eigenen Innenleben in das Werk.
Und ist es nicht genau das, was letztlich Kunst auch zur Kunst macht? Ein Bild zu schaffen, dass nicht nur das Motiv zeigt, sondern auch ein wenig von dem Künstler erzählt? Ein Bild, in dem der Künstler auch unbewusst etwas mitteilt- nicht nur das Offensichtliche über das gemalte Motiv. Nicht umsonst gibt es die Methode in der Psychologie durch selbstgemalte Bilder die Psyche des Patienten zu deuten.

Einhorn
So ist es für mich. Ich bin inspiriert, möchte etwas malen und setzte mich ans Papier, oder die Leinwand. Ich beginne zum malen und am Ende seh ich in dem Bild immer ein Stück von mir selbst.
So kann es zum Beispiel passieren, wenn ich ein junges, verliebtes Mädchen malen möchte, und ich nicht streng eine Vorlage kopiere sondern einfach loslege und mich selbst auch ein wenig machen lasse, dass am Ende eine entschlossene Frau zu sehen ist, die eher nach Abschied aussieht, als nach glücklich verliebt.
Was passiert mit der Kunst?
Natürlich ist gerade die Frage was Kunst zur Kunst macht eine sehr umstrittene, die jeder für sich beantworten muss. Und sicher auch ein sehr dehnbarer Begriff. So geht auch die Kunst mit der Zeit, verändert sich und findet immer wieder anders einen Platz in unseren Herzen und bewegt uns. Selten, aber immer noch werden handgeschriebene Briefe verschickt und geschätzt.
Und ich denke, dass werden sie auch noch eine ganze Weile, ebenso wie noch Bilder bewundert werden, die mit der Hand gemalt wurden- deren Farben noch aus lediglich drei Farben, Rot, Blau und Gelb gemischt werden. Und das werden sie neben Kunstwerken, die man am PC geschaffen hat, die ebenfalls ihren Wert bewiesen haben.
Bleibt gesund
Eure Elena